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- Amiga Arena Interview mit Frank Reibold
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- (29.07.2001)
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- *Hallo, stelle Dich bitte einmal den Lesern der Amiga Arena vor.
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- Mein Name ist Frank Reibold.
- Ich bin 30 Jahre alt und studiere Wirtschaftsinformatik.
- Neben dem Amiga habe ich einen PC, auf dem Windows ME und Linux laufen.
- Windows benötige ich zum Scannen und für den Internetzugang.
- Ich schreibe meine Briefe mit WordPerfect 9.
- Unter Red Hat Linux 7.1 schreibe ich gerade mit dem Satzprogramm TeX meine Diplomarbeit.
- Ich interessiere mich für Astronomie, Teilchenphysik, historische Romane,
- Science Fiction und Fantasy.
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- *Wie bist Du zum Amiga gekommen?
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- Nachdem ich seit 1987 einen C64 hatte,
- wollte ich einen schnelleren Computer haben.
- Zu dieser Zeit kam ein PC nicht in Frage,
- da dessen grafische Benutzeroberfläche Windows
- damals schlechter als die des C64 war (GEOS).
- Der Amiga hatte einen ähnlichen Prozessor wie der C64 -
- was das Programmieren in Maschinensprache erleichterte -,
- ein tolles Betriebssystem und gute Multimediafähigkeiten.
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- *Seit wann bist du Amiga User?
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- Seit 1991.
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- *Welchen Amiga besitzt Du?
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- Seit 1993 habe ich neben einem Amiga 500 einen
- Amiga 4000/040 mit 16 MB Fast RAM,
- SCSI-Controller und 500 MB IDE Festplatte.
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- *Welches OS-Version läuft bei Dir?
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- OS 3.9; man muss als Entwickler immer das Neueste haben.
- Das SDK für das geplante Betriebssystem ist mir zu teuer;
- da nehme ich lieber gleich Linux (auf dem es basiert).
- Zu Testzwecken ist auf einer Partition OS 3.1 installiert;
- ab OS 3.5 wurde offensichtlich die Verwaltung von Fenstern geändert,
- sodass MicroBase leider nicht mehr läuft, wenn in der
- "S:Startup-Sequence" das Programm "SetPatch" gestartet wurde.
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- *Welche Software entwickelst Du?
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- Auf dem Amiga ein Malprogramm (MicroPaint) und eine Datenbank (MicroBase).
- Das Textprogramm MicroWrite wurde eingestellt,
- weil es sehr umständlich zu bedienen war.
- MicroChart (Public Domain) erstellt Diagramme.
- Daneben entwickle ich Tools für Programmierer,
- z. B. einen dBase-Editor
- und Erweiterungen für verschiedene Basic-Dialekte.
- Von mir gab es Direktzugriffsdateien für ACE Basic,
- bevor sie im Compiler verfügbar waren.
- CBSI ist ein Systeminformationstool, das auch die Geschwindigkeit des Rechners ermittelt.
- Das Paket "Progr_Langs" ist ein Vergleich verschiedener Programmiersprachen und
- enthält Quelltexte, mit denen man die Kompatibilität eines C++-Compilers testen kann.
- Demnach ist nur GNUs GCC ein echter C++-Compiler.
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- *Wie kamst Du auf die Idee, MicroWrite zu entwickeln?
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- MicroWrite wurde aus Kompatibilitätsgründen zum C64 entwickelt.
- Es war eine Textverarbeitung mit eingebauter Adressverwaltung
- und Serienbrieffunktion.
- Berechnungen im Text, Formeln und ein Gleichungslöser waren verfügbar.
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- *Wie kamst Du auf die Idee, MicroBase zu entwickeln?
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- MicroBase habe ich entwickelt, um meine Disketten, Bücher
- und eine Adressliste für einen Verein verwalten zu können.
- Der Umfang des Programms wuchs mit meinen Anforderungen.
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- *Wie kamst Du auf die Idee, MicroPaint zu entwickeln?
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- MicroPaint wurde entwickelt, weil ich kein (billiges) Malprogramm finden konnte,
- das meine Bedürfnisse erfüllte.
- Das Public-Domain-Programm "FPaint" war zwar ganz gut,
- unterstützte aber die AA-Chips nicht.
- Zusätzlich benötigte ich Bildverarbeitungsfunktionen (z. B. Bildschirm laden),
- um meine Programmdokumentationen erstellen zu können.
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- *Erzähle uns bitte einige Besonderheiten von MicroBase!
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- MicroBase unterstützt verknüpfte Datenbanken, Berechnungen, Skripte,
- Verschlüsselung u. v. m. Die maximale Anzahl
- der Datensätze beträgt über zwei Milliarden und sollte für jeden ausreichen.
- Bei Abstürzen oder Stromausfällen wird Dank des Transaktionskonzeptes
- die Datenbank automatisch repariert. Es liest die Formate ASCII,
- dBase, SuperBase, HTML, XML und speichert ASCII, dBase, HTML, XML, TeX, SQL.
- Seine Besonderheit ist die (symmetrische) Verschlüsselung mit
- einer Schlüssellänge von 8 bis 131072 Bits.
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- *Erzähle uns bitte einige Besonderheiten von MicroPaint!
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- MicroPaint ist zunächst ein einfaches Malprogramm.
- Zusätzlich bietet es Bildverarbeitungsfunktionen,
- z. B. Bildschirm laden, Farben tauschen, Konvolutionsfilter.
- Durch die Unterstützung von BMP, PGM, PBM,
- PNM und XPM ist es kompatibel zu Windows und Linux / UNIX.
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- *Wie lange hat die Entwicklung gedauert?
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- MicroBase wird seit 1992 entwickelt, MicroPaint seit 1995.
- Die Entwicklung findet hauptsächlich an Wochenenden und im Urlaub statt.
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- *Welche Software hast du dafür verwendet?
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- MicroBase wurde mit GFA-Basic, Blitz Basic 2,
- Maxon Basic und Creative E (für die Librarys) entwickelt.
- Zur Programmierung von MicroPaint wurden Blitz Basic 2
- und Creative E (für die Librarys) verwendet.
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- *Wird es weiterhin Updates etc. geben?
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- Wenn ich wieder Zeit finde, ja. Neue Programmversionen werden gerade getestet.
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- *Verliert man nicht den Spass am Entwickeln,
- wenn man sieht, wie wenig dies am Amiga-Markt noch honoriert wird?
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- Nein, denn ich benötige die Programme selbst.
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- *Wirst du weitere Amiga OS Versionen unterstüzen?
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- Nur, wenn diese nicht zu teuer werden
- Mehr als 100 DM für eine CD werde ich nicht bezahlen.
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- *Wie siehst Du die Amiga-Zukunft als Entwickler?
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- Wenn mir das neue Betriebssystem nicht gefällt oder zu teuer ist
- bzw. meine Bedürfnisse an die Programme erüllt sind,
- stelle ich die Entwicklung ein -- es sei denn,
- ich bekomme neue Anforderungen von Interessenten
- und Shareware wird vernünftig honoriert.
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- *Wann hast Du Deinen Amiga zum letzten Mal benutzt?
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- Vor ein paar Tagen habe ich neue Bücher in meine Datenbank eingetragen
- und in der IMDB Filmdatenbank einen Schauspieler nachgeschlagen.
- Im Frühjahr habe ich eine Hausarbeit mit TeX erstellt.
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- *Welche Software hast Du Dir für den Amiga beim letzten Mal gekauft?
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- FxPaint und Amiga OS 3.9.
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- *Welche Anwender/Spiele Software nutzt Du noch heute?
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- DOSControl, TeX. Ich habe fast alle GNU-Utilities installiert,
- auch den Midnight Commander.
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- *Welche Soft/Hardware hast Du vor Dir noch zu kaufen?
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- Möglicherweise das neue Betriebssystem; neue Hardware bestimmt nicht.
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- *Glaubst Du an einem Comeback von Amiga?
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- Wenn leistungsfähige Amiga-Modelle zu vernünftigen Preisen angeboten werden,
- kann ein Comeback gelingen.
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- (c) Amiga Arena 2001
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